Löffelfertig für die Kleinen
Eine neue Kindertagesstätte erweitert das Betreuungsangebot in Hannovers Stadtteil Mühlenberg. Sie bietet Platz für acht Gruppen und wurde im Rahmen eines ÖPP-Projekts von Brüninghoff errichtet. Das zweigeschossige Gebäude zeichnet sich nicht nur durch eine kindgerechte Ausrichtung aus, sondern auch durch seine nachhaltige sowie wirtschaftliche Bauweise. So kommen in der Primärkonstruktion Brettsperrholzelemente zum Einsatz, welche zum behaglichen Raumklima und damit einer hohen Aufenthaltsqualität beitragen. Als Passivhaus geplant, setzt das Konzept zudem auf die Nutzung regenerativer Energien. Auf diese Weise sinken die Betriebskosten.
Die neue Kindertagesstätte befindet sich auf einem 5.500 Quadratmeter großen Grundstück im Stadtteil Mühlenberg in Hannover. Sie besteht aus einem Gebäuderiegel mit einer Länge von 55 und einer Breite von 19 Metern sowie einem davor geschalteten Eingangsbauwerk. Im Obergeschoss des zweigeschossigen Gebäudes ist ein dreiseitig umlaufender Laubengang angeordnet. Die insgesamt 1.808 Quadratmeter Nutzfläche bieten Platz für acht Gruppenräume – darunter zwei für die U3-Betreuung, vier für die Regelbetreuung sowie eine altersübergreifende und eine integrative Gruppe. Angegliedert sind jeweils Wasch- und Abstellräume. Des Weiteren befinden sich in dem Neubau Multifunktionsräume, zwei Essensbereiche nebst Küche, Büros, Besprechungs- und Aufenthaltsbereiche für die Betreuerinnen und Betreuer sowie einen Technikraum. Mit einem Aufzug und einem behindertengerechten WC auf jeder Etage ist das Gebäude zudem barrierefrei.
Löffelfertige Kita im Passivhausstandard
Realisiert wurde das Projekt im Rahmen eines ÖPP-Modells „löffelfertig“ für die Landeshauptstadt Hannover. Hierbei fungierte Brüninghoff aus Heiden (Münsterland) als Bauherr und die Landeshauptstadt als Auftraggeber. Das Architekturbüro Fourmove aus Münster stieg in der Leistungsphase 4 mit in das Projekt ein. Zentral für die Ausschreibung war die funktionale Leistungsbeschreibung mit klar definierten Standards der Stadt Hannover für Kindertagesstätten. So wurde die Kita nach Vorgabe der Stadt im Passivhausstandard realisiert. Baulich trägt die Verwendung von Holz sowie einer Gebäudehülle mit hohem Dämmstandard den energetischen Ansprüchen Rechnung. Nach Fertigstellung des Gebäudes erwarb die Stadt Hannover das Gebäude von Brüninghoff. Planung, Bau und Finanzierung fielen somit in den Leistungsbereich des Projektbauspezialisten. Hinzu kommen die Wartungsarbeiten im Zuge der verlängerten Gewährleistung. Diese umfasst einen Inbetriebnahme- und Wartungsplan mit bis zu zehn Jahren Laufzeit.
Außenwände aus Brettsperrholz
Tragende Brettsperrholzwände bilden die Außenwände des Gebäudes. Der Aufbau umfasst insgesamt 49 Zentimeter – und besteht von innen nach außen aus einer 2,5 Zentimeter starken GK-Beplankung, einer Installationsebene, einer vier Zentimeter dicken Wärmedämmung, 14 Zentimeter starken Brettsperrholzwände, einer 16 Zentimeter breiten Ebene aus WLG 032 Dämmung und Fassadenriegeln sowie einer diffusionsoffenen Fassadenfolie. Eine Lattung nebst Konterlattung bildet die Unterkonstruktion für die zwei Zentimeter starke Holzverschalung aus Lärche. Letztere ist vorgegraut, gestrichen und flächenweise vertikal wie auch horizontal verlegt. Die Wandelemente wurden seitens Brüninghoff mit integrierten Fenstern im Werk vorgefertigt und in einem Stück auf die Baustelle geliefert. Dadurch wurde ein zügiger und sicherer Bauablauf gewährleistet.
Die 11,5 bis 20 Zentimeter starken Innenwände bestehen aus Kalksandstein sowie Ortbeton und sind mit Innenputz sowie Wandbelägen versehen. Die Geschossdecken wurden in Ortbeton ausgeführt und unterseitig mit einer Abhangdecke versehen, die Teile der Haustechnik aufnimmt. Oberhalb wurden Estrich und ein Bodenbelag aus Linoleum auf Elastikmatte aufgebracht. Das Dach besteht aus einer 22 Zentimeter starken monolithischen Stahlbetondecke nebst Gefälledämmung und extensiver Begrünung. Das Gebäude ist auf einer Zerrplatte gegründet, die unter- und oberseitig gedämmt ist.
Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Auch die Haustechnik erfüllt höchste Ansprüche an die Energieeffizienz. Verbaut wurde eine dezentrale reine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Die Geräte sind in der Abhangdecke der jeweiligen Räume untergebracht. Sie gewährleisten einen Mindestluftwechsel, der ein gutes Raumklima in der Kita sicherstellt und damit der Gesundheit der Gebäudenutzer zu Gute kommt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die Fensterflügel nachts zu öffnen und eine Querlüftung über vorgelagerte, einbruchgesicherte Lüftungsgitter in der Fassade zu gewährleisten. Somit kann die Raumtemperatur in den Sommermonaten – auch ohne, dass die Lüftungsanlage im Betrieb ist – heruntergekühlt werden. Mit einer Photovoltaikanlage wird zudem auf die Nutzung erneuerbarer Energien gesetzt. 88 Photovoltaik-Module auf dem Dach erzielen hier eine Leistung von 30 Kilowatt-Peak (kWp). Dank der gedämmten und dichten Bauweise konnte die Heizungsanlage niedrig dimensioniert werden. Die Heizkörper dienen lediglich der Nachheizung von Spitzenlasten, wie sie zum Beispiel im Wickelraum anfallen können. Der Jahresheizenergiebedarf der Kita beläuft sich auf knapp 14 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m²a) und erfüllt damit die Anforderungen der Passivhaus-Klassifizierung.
Sicherheit für den Fall der Fälle
Im Hinblick auf den Brandschutz entschied man sich für den Bau eines dreiseitigen Laubengangs als umlaufender zweiter Flucht- und Rettungsweg. Im Falle eines Brandes bietet er den im oberen Geschoss befindlichen Gruppen eine sichere Fluchtmöglichkeit nach außen. Auch in Bezug auf den Unfall- und Arbeitsschutz erfüllt das Gebäude hohe Anforderungen. Die Fenster verfügen über bestimmte Sperreinrichtungen und hoch angesetzte Griffe. Die Türen und Fenster sind mit einem Fingerklemmschutz ausgestattet, um ein Quetschen und Einklemmen von Kinderfingern auszuschließen. Die Verglasung besteht aus bruchsicherem Verbundsicherheitsglas. Alle Treppen und Treppengeländer sind hinsichtlich ihrer Bauweise und Materialbeschaffenheit ebenfalls speziell auf die Nutzung der Kinder ausgerichtet.
Spielen und toben an der frischen Luft
Ein Highlight sind die anspruchsvoll gestalteten Außenanlagen der Kita, die vom Büro TDB Landschaftsarchitektur aus Berlin geplant wurden. Sie sind geprägt durch verschiedene Bodenbeläge und Materialien – wie Sand- und Rasenflächen Holzschnitzel und Kunststoffbelag. Mit vielen Bäumen und einer freiwachsenden Hecke zeichnet sich die Anlage durch viel Grün aus. Spielgeräte wie Kletterbalken, Schaukel, eine Seil- und Kletterkombination, Korbschaukel, Stufenreck und Wippe bieten den Kindern spannende Möglichkeiten, sich im Freien auszutoben und miteinander zu spielen. Im hinteren Bereich befindet sich eine Freifläche für Ballspiele, Pflanzbeete sowie eine Leseecke. Unterhalb des Laubengangs laden Rastplätze zum Verweilen und Essen ein. Zutritt zur Kita erhalten Besucher und Gebäudenutzer entweder über die Zufahrt zum Parkplatz oder über das von Brüninghoff realisierte Eingangsbauwerk aus Holz, Beton und Stahl. Eine weitere Zufahrt dient zudem der Pflege der Außenanlagen.
Als Passivhaus geplant und realisiert, bringt die neue Kita in Hannover auf der einen Seite Nachhaltigkeit und Gebäudequalität in Einklang. Auf der anderen Seite steht sie als ÖPP-Projekt aber auch beispielhaft für den Weg zu einem wirtschaftlichen Bau und Gebäudebetrieb im kommunalen Bereich. Diese Wirtschaftlichkeit wird durch den hohen energetischen Standard und die damit einhergehenden niedrigen Energiekosten auch mittel- und langfristig gestützt.
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