360 Grad gedämmt

Einer der letzten Entwürfe des bekannten brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer wurde in Leipzig realisiert. Die beeindruckende „Niemeyer Sphere“ zieht mit ihrer Einzigartigkeit die Blicke auf dem Gelände der Techne Sphere Leipzig auf sich. Bei der Innendämmung der aus Weißbeton gebauten Kugel fiel die Entscheidung auf den Dämmstoff Foamglas der Deutschen Foamglas GmbH. Mit der Schaumglasdämmung wurde eine Lösung für die außergewöhnlichen räumlichen Gegebenheiten und bauphysikalischen Anforderungen gefunden. So zeichnet sich das anorganische Material insbesondere durch seine integrierte Dampfsperre sowie die einfache Bearbeitbarkeit aus.

Mutig und überraschend – eine Kantinenerweiterung der besonderen Art ist auf dem Industriegelände der Unternehmen HeiterBlick GmbH, Hersteller von Stadt- und Straßenbahnen, und Kirow Ardelt GmbH, Weltmarktführer für Eisenbahnkrane, im Leipziger Stadtteil Plagwitz entstanden. Die Niemeyer Sphere – eine futuristische Kugel aus Beton – ist für Feiern und besondere Anlässe vorgesehen. Namensgeber ist der brasilianische Architekt Oscar Niemeyer. 2011 wandte sich Ludwig Koehne, Gründer von Techne Sphere Leipzig, mit einem Brief an Niemeyer, in dem er sein Werksgelände und den möglichen Platz für eine Kantinenerweiterung auf dem Dach darlegte. Oscar Niemeyer ließ sich begeistern und begann zu entwerfen. Verwirklicht wurde Niemeyers Entwurf erst nach seinem Tod im Alter von 104 Jahren – die detailgetreue Umsetzung des Entwurfes wurde von Jair Valera, Oscar Niemeyers rechte Hand und Vertrauter, gewährleistet und vor Ort vom Leipziger Architekten Harald Kern umgesetzt.

Gebäudeecke besetzt

Die futuristische Kugel besteht aus einer 20 Zentimeter dicken Betonschale und misst zwölf Meter im Durchmesser. Der Baukörper thront auf einer alten Industriehalle aus Backstein und erinnert an einen Himmelskörper, der an die obere Gebäudeecke der Halle angedockt hat. Tatsächlich sitzt die Kugel aus statischen Gründen auf einem Turm aus Beton, der in Anlehnung an den Backstein rot gefärbt ist. Zwei organisch geformte Ausschnitte prägen die Weißbetonhülle, geschlossen werden sie mit geodätischen Stahlmaßwerken und 234 Glasscheiben. Davon bestehen 147 Scheiben der oberen, der Sonneneinstrahlung ausgesetzten Kuppel, aus Flüssigkristallglas. Dieses lässt sich entsprechend der Sonneneinstrahlung zur Verschattung und Vermeidung der Blendung variabel hell- bis dunkelgrau färben. Der Gebäudekörper umfasst drei Ebenen. Mittig befindet sich eine Bar mit einer roten Wand. Eine geschwungene Treppe führt in den eleganten Restaurantbereich. Hier gelangen die Gäste und Besucher über eine Tür auf die Dachterrasse. Das Innere der Kugel ist minimalistisch gehalten, was den Fokus auf die geschwungene Linienführung lenkt und die geometrische Besonderheit des Raumes unterstreicht.

Bauphysikalisch sichere Lösung

Monolithische Sichtbetonbauwerke weisen eine vergleichsweise geringe Dämmwirkung auf. Um einen zeitgemäßen Wärmeschutz zu gewährleisten und den Weißbeton außen sichtbar beizubehalten, entschied man sich daher für die Anordnung einer raumseitigen Dämmung. Mit Foamglas T4+ wurde in diesem Kontext eine bauphysikalische sichere Lösung gefunden. Bei Beton in Verbindung mit einer raumseitigen Dämmung stellt die Grenze zwischen den beiden Schichten immer einen kritischen Bereich dar. Denn wenn Wasserdampf auf die kalte Oberfläche des Betons trifft, kann Kondensat anfallen. Dies bringt ein Schadensrisiko für die Bausubstanz mit sich. Die Schaumglasdämmung verfügt hier über wichtige bauphysikalische Eigenschaften, die durch die geschlossene Zellstruktur gegeben sind. So vereint Foamglas Wärmedämmung, Dampf- und Luftsperre und kann so den Wandquerschnitt frei von Feuchte halten. Es entsteht somit kein Tauwasserausfall im Bauteil. Daneben kommt ein weiterer zentraler Vorteil zum Tragen: Da der Dämmstoff keine Feuchte aufnehmen kann, behält er seine Dämmwirkung dauerhaft bei.

Weitere wichtige Materialeigenschaften des Dämmstoffs sind zudem seine Druckfestigkeit und seine Nichtbrennbarkeit. Hier ist Foamglas in die Euroklasse A1 nach EN 13501-1 klassifiziert.

Konisch angeschliffene Platten

Die Dämmplatten kamen in einer Materialdicke von 160 Millimetern zum Einsatz. Um eine geschlossene und möglichst eng an der nach innen gewölbten Betonschale anliegende Dämmebene zu schaffen, fand im Vorfeld eine entsprechende Vorkonfektionierung der Platten statt. Um eine vereinfachte Verarbeitung zu erzielen, wurde das Standardmaß der Foamglas-Platten von 600 mal 450 Millimetern halbiert. Beim mittigen Schnitt wurde ein entsprechender Anschneidewinkel berücksichtigt. Auf der Baustelle erfolgte dann noch das konische Anschleifen der kurzen Seite. Um diesen Verarbeitungsschritt zu vereinfachen, kam eine spezielle Schleif-Schablone von Foamglas zum Einsatz.

Durch die vorangegangene Bearbeitung konnten die Dämmplatten vollflächig und vollfugig auf dem gereinigten und vorangestrichenen Untergrund mittels Bitumenkaltkleber PC 56 verklebt werden. Wie auch bereits bei vorangegangenen Projekten zeigt Foamglas, dass auch mit einem hartspröden Material problemlos Konturen erarbeitet werden können. Diese Eigenschaft erwies sich angesichts der besonderen Geometrie der Niemeyer Sphere zum Vorteil. Die verdeckte Befestigung der Dämmplatten erfolgte wärmebrückenfrei und mechanisch mittels PC Anker Typ F. Es wurden hierbei vier Anker pro Quadratmeter eingesetzt. Im Anschluss brachte das ausführende Unternehmen einen Bitumendeckabstrich aus Bitumenkaltkleber PC 56 auf Foamglas T4+ auf. Oberhalb kam ein Dickschichtsystem zur Ausführung. Es weist eine sehr hohe Stabilität und Stoßfestigkeit auf, sodass die Wandoberfläche der Kugel dauerhaft ihre ansprechende Optik beibehält.

Konfektionierung nach Maß ist bei einzigartigen Bauten wie der Niemeyer Sphere unumgänglich. Die in der Kugel verwendeten Dämmplatten Foamglas T4+ haben sich hier aufgrund ihrer guten mechanischen Bearbeitbarkeit bewährt. Zugleich kommt der Dämmstoff ohne eine ergänzende Dampfsperre aus und gewährleistet neben einem effizienten Wärmeschutz auch bauphysikalische Sicherheit.

Bautafel
Projekt: Kantinenerweiterung auf dem Gelände der Techne Sphere, Leipzig
Bauherr: Kirow Ardelt GmbH, Leipzig
Architekten:
Entwurf: Oscar Niemeyer
Design: Ana Niemeyer Arquitetura e Consultoria LTDA – Jair Valera
Ausführender Architekt und Projektleitung: KERN Architektur UG, Leipzig – Harald Kern
Dämmung: Deutsche Foamglas GmbH
Verarbeitung Dämmung: Dachbau Frank Schneidewind, Leipzig
Bauzeit: April 2017 – Juni 2020

Blick auf die Niemeyer Sphere: Auf dem Gelände der Techne Sphere in Leipzig wurde die futuristische Kugel nach Entwürfen des brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer gebaut. Foto: © FILMGESTALTEN

Weißbeton und zwei organische Öffnungen mit dreieckigen Flüssigkristallfenstern prägen die Außenhülle der Kugel. Foto: © FILMGESTALTEN

Der in Leipzig realisierte kugelförmige Anbau vermittelt einen schwebenden Eindruck. Foto: © FILMGESTALTEN

Von den 234 Glasscheiben bestehen 147 Scheiben der oberen, der Sonneneinstrahlung ausgesetzten Kuppel, aus Flüssigkristallglas. Dieses lässt sich entsprechend der Sonneneinstrahlung zur Verschattung und Vermeidung der Blendung variabel hell- bis dunkelgrau färben. Foto: © FILMGESTALTEN

Mit Foamglas T4+ fiel die Wahl auf eine Dämmung, mit der trotz hartspröder Beschaffenheit Konturen erarbeitet werden können. Foto: FOAMGLAS

Als raumseitige Dämmung in der Niemeyer Sphere kam Foamglas T4+ zum Einsatz. Zur mechanischen Befestigung wurden PC Anker Typ F verwendet. Foto: FOAMGLAS